Rilke, Rainer Maria
Der weltberühmte Lyriker aus Prag ist Trakl
zwar niemals begegnet, nahm seine Dichtung aber sehr unmittelbar zur Kenntnis,
da er in Austausch mit Trakls Freund und Mentor Ludwig
von Ficker stand. Gestern abend erst fand ich in dem Umschlag (...)
Trakl's Helian -, und danke Ihnen ganz
besonders für die Sendung. Jedes Anheben und Hingehen in diesem schönen
Gedicht ist von einer unsäglichen Süßigkeit, ganz ergreifend
war es mir durch seine inneren Abstände, es ist gleichsam auf seine
Pausen aufgebaut, ein paar Einfriedungen um das grenzenlos Wortlose: so
stehen die Zeilen da. Wie Zäune in einem flachen Land, über
die hin das Eingezäunte fortwährend zu einer unbesitzbaren großen
Ebene zusammenschlägt. (...) Inzwischen habe ich den "Sebastian im Traum" bekommen und viel darin gelesen: ergriffen, staunend, ahnend und ratlos; denn man begreift bald, daß die Bedingungen dieses Auftönens und Hinklingens unwiederbringlich einzige waren, wie die Umstände, aus denen eben ein Traum kommen mag. Ich denke mir, daß selbst der Nahstehende immer noch wie an Scheiben gepreßt diese Aussichten und Einblicke erfährt, als ein Ausgeschlossener: denn Trakls's Erleben geht wie in Spiegelbildern und füllt seinen ganzen Raum, der unbetretbar ist, wie der Raum im Spiegel. (Wer mag er gewesen sein?)
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