Inhalt

Teil 1 - Teil 2

Gautama
   hatte Königslos verschmäht...
Regatta
   die Zeit beschleunigt...
Schattenbindung
   auf weißem Strand...
wie wir wandeln
   die rund gespülten Steine...
Strandgut, hölzern
   die Küste von Blendung und Schatten...
Narziss
    vorm Spiegel allein...
Jasmund stillt
    unterm Buchenbaldachin verstummt...

 
Web Literaturnische

 

 

 


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Das Copyright aller Texte liegt bei mir, weshalb sie nur zu privatem Gebrauch kopiert
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Gautama

hatte Königslos verschmäht
um zu durchträumen alles:
Teufel Götter Leblinge

harrte sieben Jahre aus;
zersickert in die Elemente;
west ein hungernder Stein
unter Bodhi-Yggdrasil

traute keinem Wort oder Götzen;
saß eine Lotosblume
vor aller Frage
mit offenem Mund

Ameisen und Mücken krabbelten
Schnecken und Würmer krochen
in die Speiseröhre
die Zunge polsterte Moos

verging an sich selbst;
Visionenbrut entschlüpfte
aus seinen Nischen
und einmal gebar Mann

stand auf ohne Schlacken
erhaben erleuchtet geheißen
und weilte ungern länger
um zu sprechen unvergesslich

schlief sorglos fort und
wurde mächtig heilig ausgedehnt;
wie viele vergingen sich
ergötzten sich am Vergötzen

ein Nachlass bleibt:
unbestechliches Lächeln
ob gütig ob böse

(1998/2003)

 

Regatta

die Zeit
beschleunigt

der Wellenkamm steigt und steigt
ein paar Surfer darauf
Punkte Pünktchen bald
durch Höhe oder Fall verwischt

wir paddeln hinterher
längst abgehängt
in planem Gewässer

uneinholbar beschleunigt
die Zeit

vielleicht zu überholen
mit Innehalten
nicht erschlagen werden
wenn sie bricht

(2001)

 

Schattenbindung     

auf weißem Strand
übersät von Muschelschalen und Steinen
bilden wir uns ab
Hände reichen sich bloß
unsere Schatten
Busch der Gelegenheit
ist ein angespültes Astskelett
unter milchblauem Himmel
vor der eisblauen See
zwischen dimmernden Horizonten
und ganz allein

(2002)

wie wir wandeln     

die rund gespülten Steine
auf dem schmalen Weg
zwischen Felsen und Meer
her und hin geworfen

sogar weich scheinen sie
im verschmolzenen Schatten
und rundum weiter als er
reicht unser leuchtender Blick

(2004)

 

Strandgut, hölzern     

die Küste von Blendung und Schatten
schneidet aus
die Scheide von Steinen und Meer
lagert ab

Licht zog, Durst trieb
hinauf und zu Grund:
aufgegabeltes Skelett liegt noch
schräg gestreckt und blank verhungert

war dem nicht gewachsen

(2005)

 

Narziss

vorm Spiegel allein verkehrt noch
mit sich ein Schatten seines Bildes,
ertaubt von allzu blendender Enge

vom eigenen Atem ist beschlagen
die Fläche, im Trüben verkräuselt
vielleicht ein Regenbogenflimmer

den suchst du unter deiner Iris,
das Gesicht so tief im feuchten Film,
dass du ertrunken bist

(1996/2003)

 

Jasmund stillt      

unterm Buchenbaldachin verstummt der Wind
streichle einen Hund und Rehe schauen zu
alle Wanderer verlaufen sich in Klippengründen

Verdämmern rieselt durch den grünen Pelz
wie eine Schneeeule brütet Dunst auf der See
dazwischen leuchtet Kreide, wolkenschwer und bergeleicht

am Hünengrab verkriecht sich eine Natter
und langsam sinken Wurzeln in den Hang
den nimmersatt die Schaumzungen benaschen

einen Speicher voll Bildern will ich ernten und
Träume an einen schlanken Stamm binden
bis sie fremde Mauern verzehren
singen sie Ja und halten zum Küssen still

(2004)