ubler, Theodor
(1876-1934)

Zu seinen Begegnungen mit Trakl im Frühjahr 1914 schrieb er 1921 in Athen:

Mein letzter Ausflug mit dem Dichter sanfter Traurigkeit führte von Innsbruck, auf lenzlichem Weg, durch Dörfer nach Hall. Damals lernten wir uns eigentlich kennen; er sagte oft Kindern, die wir trafen, behutsame Worte, sonst sprach er ununterbrochen vom Tod. Als wir uns am Abend lassen mußten, war mir's, als hielte ich ein Filigrangeschenk von Georg Trakl in der Hand: sanfte Silben spürte ich, sorgsam zueinandergeblumt, klar als Wortsinn einzig ihm und mir. Vor dem Styx besann ich mich genau des Satzes: Die Todesart ist gleichgültig: der Tod ist so furchtbar, weil ein Sturz, daß alles, was ihm vorausgehen oder folgen mag, geringfügig bleibt. Wir fallen in ein Unfaßbar-Schwarzes. Wie könnte das Sterben, die Sekunde zur Ewigkeit, kurz sein? Ich fragte ihn: "Faßt uns darum bei abgründigen Gesprächen, auf steilen Stellen, im Leben wie an hohen Orten, Schwindel?" Er nickte: Ja! Nur wenige Monate später hatte Georg Trakl den ihm gebotenen Sturz nicht gescheut. Spruch und Sprung ereigneten sich im Frühjahr und Herbst des Totenjahres 1914. Plötzlich schreckte ich weg vom Styx: Also der Satz ins schwarze Wasser! Ohne ein Zerschellen?

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