Zu drei Reizthemen, die in der linken Spalte anwählbar sind, sind die starken Sprüche und schwachen Einsichten gebündelt.
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Zu- und Widerspruch, Reibungen oder Ergötzungen brühwarm
oder eiskalt
an die Mailnische.
Maximen - Minimen
Selbstironie ist eine Tugend, bei deren Fehlen eins sich leicht selbst verliert.
Die Redensart aus dem Zwielicht von Anerkennung und Abwehr, eine Person habe ihren eigenen Kopf, entstammt den munkelnden Kreisen der gehirnlich Gewaschenen oder Gleichgeschalteten - denn Köpfe sind noch nicht transplantiert worden.
Wer oft das Maul an den Arsch hält, renkt sich leicht das gerade Rückgrat aus.
Auch wer recht hat, kann etwas Falsches sagen.
Die einzigen beiden Dinge, die ein lebendiger Mensch muß, sind Exkremente absondern und sterben.
Ein zu heiß gebadetes Kind taugt meist nur noch, um mit der Wanne ausgeschüttet zu werden.
Ein lediglich den Köpfen überlassenes Feld wird zur Wüste.
Wo der Reiz nachläßt, beginnt die Arbeit.
Ausrutscher sind, außer vor Abgründen, verzeihlich.
Jeder Schuß ist einer zuviel, es sei denn, er geht nach hinten los.
Denken ist eine Funktion der Triebe.
Was nicht zumindest auch aus Gefühl und Instinkt erwächst, kann nicht vernünftig, was nicht einen Anteil an Emotion und Intuition birgt, wird nie verständig sein!
Wer sich nicht sauwohl fühlen kann, ist selbst ein Schwein.
Liebe ist eine Krankheit, die häufig nur mit langwieriger Bettlägrigkeit auskuriert werden kann.
Die sinnvollste, friedlichste, genußreichste Erfindung, welche die Menschheit je zustande gebracht hat, ist das Bett.
Nur religiöse und asketische Kamele zwängen sich durch Nadelöhre. Der kluge Mensch meidet sogar Heuhaufen, wenn eine Nadel darin versteckt ist.
Wer Muße nicht ertragen kann, gleicht den Rudersklaven auf einer Galeere, die ihr Spiegelbild im Wasser abhängen will.
Lieber ein gesunder Saustall als ein steriles Krankenhaus.
Gebranntes Kind scheut das Feuer - und wird abgebrüht.
Humorlosigkeit und Dummheit sind meistens siamesische Zwillinge.
Wer die Menschheit und ihre Zivilisation als rotes Tuch erlebt, sollte sich nicht den stolzen Stieren, sondern den listigen Ratten zugesellen.
Wer die Erfahrung teilt, daß Menschen, je mehr in der Mehrzahl anstatt im Singular, immer abstoßender und gefährlicher werden, wird eine Geburt nicht mehr als glückliches Ereignis, sondern als unangenehme Belä-stigung empfinden.
Ein echter Weg führt über Umwege.
Zynismus ist in Verbindung mit Macht empörend, mit Intelligenz jedoch trefflich und unabdingbar.
Wer stets nur darauf achtet, was die Leute meinen oder wohl sagen würden, hat selbst nichts zu sagen und schon gar nicht zu melden.
Daß beim Speichellecken auch Schleimscheißerei herauskommt, liegt in der Natur der Sache.
Generell sackt das spezifische Niveau umso stärker ab, wie die Anzahl der Menschen zunimmt, die sich - gleichgültig wo oder zu was - versammeln.
Die Ärsche der Lügen duften oft angenehmer als die exkrementierten Schädelstätten der Wahrheit.
hoch zum heute
[wie meinen: 'high for today' oder 'up to date'?]
Von der Sowjetunion lernen hieß siegen lernen, von den USA lernen heißt kriegen lernen.
Jegliche Art, Macht einzufordern und auszuüben, stützt sich letztlich auf Gewalt.
Die Nornen sprachen von Schicksal, der Heutige redet über Zeitvertreib.
Die Drogen liegen überall zum Ge- und Mißbrauch herum. Welche Konsumware prostituiert - ob legal oder illegal - sich eigentlich nicht mit einer der ihren vergleichbaren Wirkung?
Wie geht ein Wechsel von Regierung und Opposition in der demokratischen Hierarchie vonstatten?: Die Darsteller von Jago und Othello tauschen Textbücher und Schminke aus.
Ob man es Kapitalismus oder freie Marktwirtschaft heißt: es pfuscht in die eigene Tasche.
Demokratie ist bis jetzt die beste aller möglichen politischen Scheußlicheiten.
Der Mensch sitzt der Schöpfung so hoch auf der Krone, daß er herunterfallen muß.
Industrialisierung ist der gängige Euphemismus für den Krieg der Menschheit gegen den Rest der Welt.
Die Gülle des Fortschritts steigt uns schon bis über die Ohren. Und wir schlucken und schlucken, als könnten wir sie damit auslöffeln.
Die neurotische Hygienesucht in den Industrieländern trägt ihren Teil zur Vergiftung von Wasser, Böden und Atmosphäre bei. Und eben weil die Elemente voller Gifte sind, muß eine immer strengere Hygiene beachtet werden.
Gibt es einen grundsätzlichen Unterschied zwischen Mensch und Tier, ist es dieser: Das Tier will sein; der Mensch, jedenfalls der modern-zivilisierte, will immer m e h r sein.
Der sakrosankte Fortschritt behauptet schon längst nicht einmal mehr, uns zum - möglichst ewigen - Frieden erziehen zu wollen. Wenigstens eine seiner Lügen hat er damit aufgegeben, raubt er doch den Menschen und meisten anderen Wesen in erster Linie ihren Frieden.
Ein molliger Körper taugt viel mehr zu erotischer Berührung als ein magerer - zurecht heißt es nämlich Fleisches- und nicht Knochenlust.
Weiserweise spricht sich eins für die Emannzipation der Frauen und die Efrauzipation der Männer aus.
Die Kleinfamilie, besonders in städtischen Wohnsilos, ist die moderne Form der Festungshaft.
Da man Kinder nicht mehr auf die Straße - sprich in die schlachtwerkende Zivilisation - lassen kann, sollten sie am besten noch nicht einmal aus Hoden und Eierstöcken herauskommen!
Einer der schlimmsten Mängel des Menschenleibs für die industriell-informatisch-mobile Zivilisation ist das Fehlen von den Augenlidern vergleichbaren Verschlußmechanismen für die Ohren.
Die Mehrheit wählt so häufig Anrüchiges, daß dieser Haufen schon generell stinkt.
Ein Elfjähriger bringt vor der Kamera perfekt alliteriert auf den Punkt, was er volljährig haben will: eine Familie und einen Ferrari.
Im heutigen Sozialklima gedeihen die Großkotzbrocken wie Schimmel in stickiger Feuchtigkeit.
Es gibt nichts, was die Wissenschaftler, insbesondere amerikanische, nicht schon herausgefunden hätten, einschließlich des Gegenteils. Sie beweisen uns das Blaue vom Himmel herunter.
Die Allgemeinheit mißachtet den Tod psychisch durch Verdrängung, physisch mit Abschiebung von Sterbenden und Leichen. Dabei erfüllt er doch eine ihrer Hauptbegierden: ausgesorgt zu haben, entsorgt zu sein.
Ausgeständnisse
Ich bin nicht so klug wie die Worte, die ich schreibe.
Oft, meist gerne, bin ich allein - so spüre ich mich weniger einsam.
Meine Wünsche und Ansprüche sind nicht weniger oder mehr vordringlich als die anderer, fallen mir jedoch natürlicherweise und notgedrungen eher auf.
Nicht durch Entweder-Oder, sondern mit Sowohl-Alsauch wird das Leben genußreich!
Man soll lieber mit keinen als mit den falschen Menschen zu tun haben.
Übe Egoismus, um nicht zu sehr dem Egozentrismus zu verfallen! Denn Egozentrismus, der nicht über den eigenen Horizont blickt, ist dem Ego schädlich!
Das Gravitationsgesetz gilt auch für mein Verlachen und Verachten der Welt, denn es zog sich auf ihre Mitte zusammen: mich.
Bin ich nicht selbst auch mein ärgster Feind, muß ich besonders meinen Freunden mißtrauen.
Geduld und Toleranz habe ich stets als Schwäche oder unlauter angesehen; doch erwiesen sie sich durch ihre Nützlichkeit und Bequemheit für mich als Tugenden.
Lästern geht leichter als Loben von der Zunge.
Nur der ist tatsächlich etwas besonderes, der sich deswegen nichts einbildet.
Für Grundsätze gilt dasselbe wie für Fürze: Man soll sie beizeiten
fahren lassen!
Es gibt keinen überzeugenderen Grund, zum Faulenzer zu werden, als das Konzentrationslager-Motto ‘Arbeit macht frei’.
Um dich von körperlicher Beanspruchung fernzuhalten, stoße möglichst viel Zigaretten-Rauchwerk um dich!
Wer mich zähmen will, macht mich wild!
Ich habe seltener Probleme mit als ohne Frauen.
Begehe Taten möglichst sanft tätlich und Untaten möglichst untätig.
Wenn dich jeder toll findet, mußt du etwas verkehrt machen!
Ich mag Spiegel nicht, weil mein Auge beim Hineinblicken zu dem der Anderen wird.
Lieber als in den Genuß der Erziehungsberechtigung eines Kindes käme ich ein Jahr in den Knast.
Ich lebe zu gern, als daß ich an ein Leben nach dem Tod glauben könnte.
Meine Lügen enthalten manche Wahrheiten über mich. Ebenso stecken in meinen Wahrheiten viele Lügen.
Früher war ich ein redseliger Mensch. Da ich beim exorbitanten Reden jedoch nie selig geworden bin, verlegte ich mich auf die Aureole des Schweigens.
Je mehr ich erklären kann, desto weniger verstehe ich.
Aus der Eitelkeit, nicht mit den eigenen Dummheiten und Irrungen konfrontiert zu werden, bequemt eins sich beizeiten Vergeßlichkeit an.
Überall, wo ich genau hinsah, entdeckte ich einen Abgrund.
Nur ein Klugscheißer schreibt Aphorismen, egal wie bescheiden er sich gibt. Die tatsächlichen Weisen schreiben nicht, sie schweigen - und flüstern vielleicht ein wenig, wie im Schlaf.