Nicht-irgend-etwas-Sein, fester Stand in sich selbst
Sind auch im Lendenschurz des nackten Asketen schwer zu erlangen.
Aufgeben und Aufnehmen ließ ich hinter mir
Und weile wie es mir wohl ist.
Irgendwo ist Schmerz des Leibes,
Irgendwo schmerzt es die Zunge,
Irgendwo auch den Sinn, - das gab ich auf.
Fest stehend im Ziel des Menschen ist mir wohl.
Etwas Getanes gibt es nicht, -
So bedenke ich der Wahrheit gemäß.
Wie etwas auf mich zukommt, um getan zu werden,
Tu ich's und weile wie es mir wohl ist.
Die Zustände: Tat, Tatenlosigkeit, Vorsatz
Eignen dem Yogin, der im Leibe haftet.
Berührung und Unberührtheit gab ich auf
Und weile wie es mir wohl ist.
Gewinn und Ungewinn sind nicht bei mir
Im Stehen noch im Gehen oder Ruhen.
Stehend, gehend, schlummernd weile ich darum
Wie es mir wohl ist.
Schlafe ich, gibt es bei mir kein Verlieren,
Gewinnen auch nicht, mühe ich mich.
Unglück und Aufschwung ließ ich hinter mir
Und weile wie es mir wohl ist.
Glück und andere Formen des Unbestands
In Arten des Werdens vielfältig erschauend
Ließ ich Schön und Unschön hinter mir,
Darum weile ich, wie es mir wohl ist.
[aus dem Sanskrit von Heinrich Zimmer]
19. Gesang
Der Wahrheitserkenntnis Beißzange
Holte ich aus meines Herzens Bauch hervor
Und zog mit ihr die Pfeile vielfältig gearteten quälenden Grübelns aus:
Wo ist fromme Pflicht? oder auch: wo Sinnenglück?
Wo Gewinn? wo scheidende Einsichtigkeit?
Wo Zweiheit? und wo Zweitlosigkeit? -
Wenn ich in meiner eigenen Größe wurzele.
Wo ist Gewordenes? oder wo was künftig wird?
Oder auch: was sich jetzt bewegt?
Wo Ort? oder wo Beständiges? -
Wenn ich in meiner eigenen Größe wurzele.
Wo ist Selbst? und auch: wo ist Nicht-Selbst?
Wo Heil? so auch: wo Unheil?
Wo Denken? und wo Nichtdenken? -
Wenn ich in meiner eigenen Größe wurzele.
Wo Traum? oder wo traumloser Schlaf?
Und auch: wo Wachsein?
Wo jenes Vierte, brahmanhafte Sein, traumlosem Schlaf verwandt?
oder auch: wo ist Furcht? -
Wenn ich in meiner eigenen Größe wurzele.
Wo ist Ferne? oder wo Nähe?
Wo Äußeres und wo Inneres?
Wo stofflich Grobes, äußeren Sinnen faßbar?
Wo Feines, innerer Schau allein gegeben? -
Wenn ich in meiner eigenen Größe wurzele.
Wo ist Tod? oder wo Leben?
Wo höhere Welten? wo Weltlichkeit dieser Welt?
Wo Verschmelzen? oder wo Sammlung in eins? -
Wenn ich in meiner eigenen Größe wurzele.
Genug der Rede vom Dreigespann -
Sinnenlust, Erwerb und fromme Pflicht -
Genug auch der Rede vom Yoga,
Genug der Rede von Erkenntnis, -
Wenn ich in meiner eigenen Größe wurzele.
[aus dem Sanskrit von Heinrich Zimmer]