Echnaton
17 Jahre Pharao Ägyptens, um 1350 v.u.Z.
Während ihrer Regierungszeit prägte er mit seiner Gattin Nofretete eine singuläre Epoche, sowohl in Kunst als auch Religion. Für den Versuch, erstmals in der Geschichte einen monotheistischen Glauben (an den Sonnengott Aton) zu etablieren, wurde er als Ketzer gewaltsam abgesetzt.
Sonnengesang
(ein Auszug)
Du erstrahlst so schön im Lichtberg des Himmels
Du lebendige Sonne, die zuerst zu leben anfing.
Du leuchtest auf im östlichen Horizont
Und erfüllst alle Lande mit deiner Schönheit.
Du bist schön und gewaltig, glänzend und hoch über allen Landen.
Deine Strahlen umarmen die Länder bis zum letzten Ende deiner Schöpfung.
Du bist fern, und doch sind deine Strahlen auf der Erde.
Du bist im Angesicht der Menschen, und doch kann man deinen Weg nicht sehen.
Gehst du zur Rüste am westlichen Horizont
So ist die Welt in Finsternis wie im Tode:
Die Schläfer sind in der Kammer, die Häupter verhüllt,
Nicht kann ein Auge das andere sehen.
Jedes Raubzeug kommt hervor aus seiner Höhle,
Und alles Schlangengewürme beißt.
Die Welt liegt in Stille, denn der sie schuf, ist zur Ruhe gegangen.
Im Morgengrauen aber leuchtest du wieder auf und glänzest aufs neue als Sonne am Tage.
Es weicht die Finsternis, sobald du deine Strahlen spendest,
Die Länder sind in Festesstimmung,
Die Menschen erwachen und stellen sich auf die Füße:
Du hast sie sich erheben lassen.
Sie waschen ihren Leib, sie nehmen die Kleidung,
Ihre Hände erheben sich in Anbetung, weil du erschienen bist.
Die ganze Welt tut ihre Arbeit.
Alles Vieh labt sich an seinem Kraute,
Bäume und Pflanzen grünen;
Die Vögel fliegen aus ihrem Neste,
Ihre Flügel erheben sich in Anbetung für dich.
Alles Wild hüpft auf den Füßen,
Was da kreucht und fleucht,
Sie leben, weil du ihnen aufgeleuchtet bist...
Wie zahlreich sind doch deine Werke!
Sie sind verborgen vor dem Angesicht der Menschen.
Du einziger Gott, außer dem es keinen andern gibt,
Du hast die Erde geschaffen nach deinem Sinn,
Du einzig und allein,
Mit Menschen, Herden und allem Getier.
Die Fremdvölker, Syrien und Äthiopien und das Land Ägypten...
Du hast den Himmel gemacht fern von der Erde,
Um an ihm zu erstrahlen,
Um alles, was du, einzig du, erschaffen hast, zu sehen,
Wenn du aufleuchtest in deiner Gestalt als lebendige Sonne
Strahlend und glänzend, fern und doch so nah.
Du machst Millionen Gestalten aus dir, dem Einen,
Städte, Dörfer, Äcker, Wege und Ströme.
[aus dem Altägyptischen von Hermann Junker]