Emanuel Geibel
17.10.1815, Lübeck - 6.4.1884, Lübeck. Sommer im Süden In Teppichzelten, die zum Schlummer taugen, Am Spiele der Gedanken sich vergnügen, Dazwischen dann und wann in langen Zügen Den kühlen Rauch der Wasserpfeife saugen, Bald einsam träumen von geliebten Augen Und mit dem Traum die Gegenwart betrügen, Bald mit den Freunden bei gefüllten Krügen In leichtem Witz der Toren Werk durchlaugen: Das ist das einz'ge, was in diesen Tagen, Wo alle Blumen vor der Sonne flüchten, Mir tunlich noch erscheint und zu ertragen. Doch wollt mich drum des Leichtsinns nicht bezüchten; Ein Dichter darf schon auszuruhen wagen, Denn auch sein Müßiggang ist reich an Früchten.
Nun die Schatten dunkeln
Nun die Schatten dunkeln, Stern an Stern erwacht; Welch ein Hauch der Sehnsucht Flutet in die Nacht.
Durch das Meer der Träume Steuert ohne Ruh, Steuert meine Seele Deiner Seele zu.
|