Jô stuont ich nehtint spâte vor dînem bette,
dô getorste ich dich, frouwe, niwet wecken.
des gehazze got den dînen lîp!
jô enwas ich niht ein eber wilde", sô sprach das wîp.
Fürwahr, ich stand gestern Abend spät vor deinem Bett,
traute mich dann nicht, dich, Herrin, zu wecken.
Dafür soll Gott dein Leben hassen!
Ich war doch wirklich kein wilder Eber", so sprach die Frau.
[Übersetzung: Wersch]
Ich stuont mir nehtint spâte an einer zinne,
dô hôrt ich einen ritter vil wol singen
in Kürenbergers wîse al ûz der menigîn.
er muoz mir die lant rûmen, alder ich geniete mich sîn."
Nun brinc mir her vil balde mîn ros, mîn îsengewant,
wan ich muoz einer frouwen rûmen diu lant.
diu will mich des betwingen, daz ich ihr holt sî.
si muoz der mîner minne iemer dárbènde sîn.
Ich stand gestern abend spät und allein an einer Zinne,
da hörte ich einen Ritter sehr schön singen
in der Weise des Kürenbergers, herausragend aus der höfischen Menge.
Er muß mir die Länder räumen, oder ich werde mich an ihn heften."
Nun bringe mir sofort mein Roß und meine Rüstung her,
denn ich muß wegen einer Herrin die Länder räumen.
Sie will mich zwingen, daß ich ihr gewogen sei.
Sie wird nach meiner Liebe immer darben müssen.
[Übersetzung: Wersch]