Francesco Petrarca
20.7.1304, Arezzo - 19.7.1374, Arquà bei Padua.
Mit der Subjektivität und Innerlichkeit seiner italienischen Lyrik und seinen frühhumanistischen lateinischen Schriften leitete er eine neue Epoche in Literatur und Denken ein. Wieviel an seiner Geliebten Laura Fiktion und Historie ist, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben. Sein Einfluss nicht nur auf die italienische, sondern die gesamteuropäische Literatur der folgenden Jahrhunderte ist unvergleichlich.
Ist's Liebe nicht, was ist's denn, was ich trage?
Ist's Lieb' um Gott! was ist denn diese eben?
Ist's gut, wie mag es Tod und Schmerzen geben?
Ist's bös, warum so süß dann jede Plage?
Glüh' ich freywillig, wo denn her die Klage?
Ist's wider Willen, was denn frommt mein Beben?
O freudenreiches Weh, o Tod voll Leben,
Was gibt die Macht euch, wenn ich Ja nicht sage?
Und sag' ich Ja, so klag' ich nicht mit Rechte.
Bey widerwärt'gem Wind, auf morschem Kahne
Treib' ohne Steuer ich durch offne Fluthen,
So leicht an Weisheit und so voll von Wahne,
Daß selber ich nicht weiß, was gern ich möchte,
Im Winter glüh' und beb' in Sommers Gluthen.
[aus dem Italienischen von Carl Förster, 1827]
Ist Liebe lauter nichts, wie daß sie mich entzündet?
Ist sie dann gleichwohl was, wem ist ihr Tun bewußt?
Ist sie auch recht und gut, wie bringt sie böse Lust?
Ist sie nicht gut, wie daß man Freud aus ihr empfindet?
Lieb ich gar williglich, wie daß ich Schmerzen trage?
Muß ich es tun, was hilfts, daß ich solch Trauren führ?
Tu ichs nicht gern, wer ists, der es befiehlet mir?
Tu ich s gern, warum, daß ich mich dann beklage?
Ich wanke wie das Gras, so von den kühlen Winden
Um Vesperzeit bald hin geneiget wird, bald her.
Ich walle wie ein Schiff, das in dem wilden Meer
Von Wellen umgejagd nicht kann zu Rande finden.
Ich weiß nicht was ich will, ich will nicht was ich weiß,
Im Sommer ist mir kalt, im Winter ist mir heiß.
[aus dem Italienischen von Martin Opitz, 17. Jh.]
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