Trakl, Margarethe
(meist Gretl oder Grete; 8.8.1891, Salzburg - 22/23.9.1917, Berlin)

Das jüngste von 6 Kindern aus der Ehe von Tobias und Maria Trakl. Von klein auf fiel die ungewöhnliche Ähnlichkeit in Wesen und Äußerem mit ihrem viereinhalb Jahre älteren Bruder Georg auf. Die Rätsel um die geistige und erotische Verfallenheit, die sich zwischen beiden entwickelte, werden unlösbar bleiben, denn ihre Briefe aneinander sind nicht erhalten, wahrscheinlich von der um den Ruf besorgten Familie vernichtet. .

Als ungewöhnlich vital, leidenschaftlich, sinnlich und unbezähmbar wird Gretl geschildert, gepaart mit großen musischen Talenten, besonders in der Musik. Wie auch ihre älteren Schwestern lebte sie öfter außer Haus, wurde ab ihrem 11. Lebensjahr dauerhaft auf Internate in St. Pölten und Wien geschickt.
Ab Herbst 1908 studierte sie Klavier und Theorie an der Wiener Musikakademie; parallel begann Georg ein Pharmaziestudium an der Universität Wien. Sie wohnten getrennt, Gretl scheint der aktivere, exzessivere und unmäßigere Part gewesen zu sein, auch was den Drogenkonsum anging, zu dem Georg sie hingeführt hatte.
Im Spätsommer 1910, nach dem Tod des Vaters, übersiedelte sie nach Berlin und setzte ihre pianistische Ausbildung bei Ernst von Dohnányi fort. Die Vormundschaft für die noch Minderjährige übernahm der älteste Bruder aus der 1. Ehe des Vaters, Wilhelm, legte sie jedoch nach langen Konflikten nieder. Nachdem Georg sie übernommen hatte, konnte Gretl am 17.7.1912 die Heirat mit dem Berliner Buchhändler und Theaterangestellten Arthur Langen verwirklichen, der 34 Jahre älter war als sie. Fortan hatte sie Kontakte zum Organ des literarischen Expressionismus "Der Sturm", dessen Mitarbeiter wiederum im Austausch mit Ludwig von Ficker und Georgs Verleger Kurt Wolff standen.
1913 hatte sie wahrscheinlich eine kurze Affäre mit Georgs Freund seit Kindertagen, Erhard Buschbeck. Vermutlich deswegen brach Georg den Kontakt zu ihm ab.
Im März 1914 besuchte er Gretl in Berlin, als sie nach einer Abtreibung schwer erkrankt war.
Am 27. Oktober dieses Jahres, kurz vor seinem Tod, vermachte Georg ihr in einem Brief an Ficker seine gesamte Habe (auch Wittgensteins Spende von 20000 Kronen ).
Obwohl dieser sie auch darüber hinaus unterstützte, begann für Gretl ein unaufhaltsamer Niedergang. Sie konnte nicht als Pianistin reüssieren, ihr Ehemann trennte sich von ihr, immer mehr verfiel sie den Drogen.
In der Nacht vom 22. zum 23.9.1917, während einer Gesellschaft, bei der sie sich heiter gab, erschoss sie sich in Berlin.

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