Kraus, Karl
(28.4.1874 Gitschin/Böhmen - 12.6.1936, Wien)

Gefürchteter Publizist, ein maßgebender Schriftsteller und öffentliches Gewissen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Seine jüdische Familie übersiedelte nach Wien, neben abgebrochenem Studium Tätigkeit als Journalist, Satiriker und Vorträger. 1899 begründete er seine Zeitschrift "Die Fackel", die stets streitbar und engagiert zu einer Institution wurde, ab 1911 nur noch mit eigenen Beiträgen bis ins Todesjahr erschien. Neben brillanten Aphorismen, Lyrik und Essays schrieb Kraus auch Dramen, wobei sein epochales Hauptwerk "Die letzten Tage der Menschheit" (1919) als Textmontage und schonungslose Abrechnung mit den Verbrechen des 1. Weltkriegs herausragt.


Erstmals in Reichweite von Karl Kraus ist Trakl, der seit längerem begeisterter Kraus-Leser war, 1911 durch seinen Salzburger Schriftstellerkollegen und Zechkumpan Karl Hauer gelangt, der bis zu diesem Jahr häufig Artikel zur "Fackel" beigesteuert hatte. 1912, als Trakl Gedichte in der Innsbrucker Zeitschrift "Der Brenner" zu veröffentlichen begann, intensivierte sich auch die Verbindung von dessen Herausgeber Ludwig von Ficker mit Kraus, für den er mehrfach in Innsbruck Vortragsabende organisierte. "Psalm", das 2. Traklgedicht im "Brenner" (erschienen Oktober 1912), ist bereits "Karl Kraus zugeeignet", der sich dafür in der "Fackel" bedankt hat . 1913 entwickelte sich in Wien ein freundschaftlicher Umgang, in den auch der Avantgarde-Architket Adolf Loos, lebenslang ein enger Freund von Kraus, sowie Oskar Kokoschka einbezogen waren. Ohne letzteren, aber mit Ficker unternahm man im August dieses Jahres eine gemeinsame Reise nach Venedig. Weiterhin engagierte sich Kraus in der "Fackel" für die Subskription von Gedichtbänden Trakls.

Einzigartig in dessen Gesamtwerk ist der Vierzeiler "Karl Kraus" (im Band "Sebastian im Traum"): Kein einziger anderer Text ist mit Titel oder Inhalt auf eine konkrete zeitgnössische Persönlichkeit bezogen. Anlass für die Entstehung gab eine Umfrage des "Brenner", wo das Gedicht am 15.6.1913 erstmals erschien.

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